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10 Jahre Nina-Leopold-Stiftung:
Gründer spricht über seine Herzenssache

Für den Rosenfelder Michael Leopold ist die ehrenamtliche Arbeit ein wichtiger Teil seines Lebens geworden – „Ich bekomme so viel zurück und bin geerdet“ – Bis jetzt hat die Stiftung 600.000 Euro Spenden an Familien und Einrichtungen ausbezahlt.

ROSENFELD – Nina ist jetzt 14 Jahre alt. „Sie ist ein liebes Mädchen, das viel lacht“, sagt ihr Vater Michael Leopold. Nina ist der Grund, warum der Handwerksmeister 4 Jahre nach ihrer Geburt eine Stiftung gründete, die den Namen seiner Tochter trägt. Um Familien mit behinderten Kindern zu helfen. Denn Nina ist schwerstbehindert. Im ZAK-Gespräch erzählt der Rosenfelder, wie die Nina-Leopold-Stiftung gewachsen ist und warum diese Arbeit sein persönliches Leben bereichert. Als Nina im Jahr 2008 als zweites Kind der Eheleute Leopold geboren wird, ist für die ganze Familie von einem Moment auf den anderen nichts mehr, wie es war, erinnert sich ihr Vater an diese schweren Stunden mit Ängsten und Sorgen um seine neugeborene Tochter, die nach Komplikationen bei der Geburt schwerstbehindert ist. Die neue Situation stellt die Familie vor große Herausforderungen, die körperliche und psychische Belastung für Eltern und Großeltern ist enorm, und Leopolds müssen feststellen, dass wichtige Therapien zur Förderung ihres Kindes nur teilweise oder gar nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Aus dieser persönlichen Betroffenheit heraus organisiert der Unternehmer im Herbst 2012 ein Benefizkonzert, dessen Erlös zu gleichen Teilen seiner Tochter und zwei Behinderteneinrichtungen zukommt. Das Benefizkonzert ist ein riesengroßer Erfolg und wird Initialzündung und Geburtsstunde für die Nina-Leopold- Stiftung. Im Rückblick, sagt der Bickelsberger, war die Gründung der schwierigste Part.

Er habe damals oft ans Aufgeben gedacht, weil die Hürden des Stiftungsrechts unüberwindbar schienen. Mit Unterstützung eines Rechtsbeistands bleibt er aber am Ball, und die Stiftung geht 2012 an den Start. Dass er so hartnäckig bleibt, liegt auch daran, dass er nicht akzeptieren will, dass ein Großteil der Spenden, wie es bei großen Hilfsorganisationen oft der Fall ist, für die Verwaltung draufgeht. „Unsere Spenden gehen nahezu eins zu eins in die Stiftung, weil wir keine Nebenkosten haben“, betont er. Zwischenzeitlich hat er auch innerhalb der Stiftungslandschaften von vielen schwarzen Schafen gehört: „Jetzt verstehe ich, warum alles so streng gehandhabt wird.“ Michael Leopold hört gerne Volksmusik. Er hat bis zu Ninas Geburt im „Heuberg Express“ gespielt und ist auch öfter mit den „Klostertalern“ aufgetreten. In der Band spielte damals auch „Geri“. Der Ex-Klostertaler wird ein Freund der Familie und tritt auch beim Benefizkonzert auf. „Wir haben immer noch Kontakt“, sagt Leopold. Ebenso erkundigt sich SWR Moderatorin Stephanie Uhlig, die über die Stiftung berichtet hat, immer wieder nach dem Wohlbefinden der Familie. Auch der HBW ist Stiftungspate. Ohne die Stiftung gebe es viele dieser Kontakte nicht.

Für den Gründer und Vorstand bedeuten sie viel und sind auch Motivation. Es ist wie eine große Familie, die ihm Halt gibt. Er kümmert sich um die Beiträge für die Website, organisiert alle Spendentermine und entscheidet, in welche Projekte die Spenden fließen werden. Dabei nimmt er sich Zeit, wenn Anfragen kommen und wägt genau ab.

„Ich beantworte jede E-Mail und entscheide mit Herz und Verstand.“

Stiftungsvorstand Michael Leopold

Die Website selbst wird ehrenamtlich betreut. „Ich mache es gerne“, sagt der zweifache Vater. Deshalb knapst er die Zeit, die er dafür braucht, neben Beruf, Familie und Freizeit irgendwie ab. Für Leopold ist die Stiftung, die zwischenzeitlich zum Selbstläufer geworden ist, wie er betont, ein Teil seines Lebens geworden. Er weiß aus eigener Erfahrung von den Problemen, die der Alltag mit einem behinderten Kind mit sich bringt. Dennoch ist er auch dankbar, denn vielen gehe es noch schlechter. „Ich bin erschrocken, was ich zum Teil gehört habe“, sagt er. Weil die Kinder eine intensive Betreuung benötigen, können die Mütter nicht arbeiten, was wiederum dazu führt, dass das Geld hinten und vorne nicht ausreicht. Hinzu kommt, dass viele Ehen diese Belastung nicht aushalten und auseinanderbrechen. Zwischen 60 und 80 Anfragen erhält die Stiftung jährlich. Michael Leopold beantwortet jede E-Mail und entscheidet dann selbst. „Mit Herz und Verstand“, wie er betont. In Zahlen ausgedrückt, bedeuten seine Entscheidungen, dass seit der Gründung der Stiftung 600.000 Euro an bedürftige Familien oder Einrichtungen ausbezahlt wurden. Unzählige kleine und große Beiträge, die zahlreichen Menschen Trost und Hoffnung geschenkt haben und ihren Alltag erleichtern. Darunter sind neben Schulen und Behinderteneinrichtungen wie die KBF, wo Nina den Kindergarten besucht hat, oder die Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn, wo Nina seit eineinhalb Jahren betreut wird, auch Drillingseltern, die ein Galileo- Therapiegerät für das Muskeltraining der Kinder erhalten haben, oder der an spinaler Muskelatrophie erkrankte kleine Binsdorfer Junge Tiago – also auch viele Einzelschicksale. Die jüngste Spende ging an eine Familie aus Mössingen für die Anschaffung eines Galileo- Geräts. Während der Pandemie war es auch in der Stiftung ruhig. Im Juli vergangenen Jahres durfte Leopold dann vom OGV Brittheim erstmals wieder eine Spende in Höhe von 500 Euro entgegennehmen. „Nina hat sich so weit entwickelt, weil eine enorme Förderung dahintersteckt“, sagt ihr Vater. Auch wenn sich die Hoffnung der Familie, dass Nina irgendwann laufen wird, nicht erfüllt hat.

„Nina ist jetzt 14 Jahre alt und ein nettes Mädchen, das viel lacht.“

Michael Leopold, Vater von Nina

Die 14-Jährige wurde bereits viermal operiert, weil die Sehnen verkürzt sind. Die fünfte Operation steht ihr bevor. Sie kann nicht schlucken, wird über eine Sonde ernährt, ist ein 100-prozentiger Pf legefall und wird immer auf Hilfe angewiesen sein. Aber sie atmet selbstständig und schläft durch, erzählt ihr Vater. Die Sorge, dass sie krank wird, begleitet die Familie ständig. Ninas Schicksal und die Stiftungsarbeit haben Michael Leopold geerdet. „Es geht nichts über die Gesundheit“, erklärt er. Was treibt den Vorstand der Stiftung an? Er lächelt: „Ich bekomme so viel zurück, das tut gut.“ Er freue sich über jede Anerkennung, sei stolz, dass es so viele treue Spenderinnen und Spender gibt. Und deshalb will er mit seiner Stiftung auch noch viele Jahre Gutes tun. „Es ist mein Pferdle, ich mache weiter, das bleibt so.“

Quelle: ZAK, geschrieben von Rosalinde Conzelmann