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Ninas Lächeln gibt uns Kraft

Nina und Michael Leopold mit den Kommunionskindern aus Stetten bei Haigerloch

Tanja und Michael Leopold haben gelernt, das Schicksal ihrer schwerstbehinderten Tochter zu akzeptieren.

„Nicht unsere Wünsche sind wichtig“, sagt Tanja Leopold. „Nina soll so leben dürfen, dass es ihr gut geht.“ Als Mutter weiß sie nach drei Jahren, wann dies bei ihrem schwerstbehinderten Kind so ist: „Sie zeigt es uns.“

Bickelsberg. Am Mittwoch ist die 38-Jährige mit Nina im Geschäft ihres Ehemannes Michael, weil sich Besuch für Nina angesagt hat: Die Kommunionskinder aus Stetten bei Haigerloch haben einen Teil ihres Kommunionsgeldes an die Nina-Leopold-Stiftung gespendet und wollen das kleine Mädchen kennenlernen. Die zehn Buben und Mädchen haben nicht nur ein Kuvert dabei, sondern auch eine kleine Puppe. Als sie diese Nina überreichen, huscht ein Lächeln über das Gesicht der Dreieinhalbjährigen. „Nina mag Kinder sehr und fühlt sich jetzt wohl“, meint ihre Mutter. Die Kinder umringen den Buggy, in dem Nina sitzt und wollen von ihren Eltern wissen, wie Nina isst, ob sie laufen kann und ob sie sie erkennt. Tanja Leopold antwortet: „Wir wissen nicht, ob Nina je laufen wird, sie wird über eine Magensonde ernährt. Sie erkennt die Menschen in ihrer Umgebung und reagiert auch.“

Sie erzählt, das Nina im Herbst in einen integrativen Kindergarten kommt. „Das ist auch für mich ein schwerer Schritt, aber ich war mit Nina schon dort und sie fühlt sich wohl.“ Die Stettener Kinder haben für Nina ein Plakat gemalt und streicheln nochmals ihre Hand, bevor sie gehen.

Zeit für ein Gespräch mit Tanja Leopold über ihr „neues“ Leben, das mit der Geburt von Nina begann. „Man braucht Zeit, um diese Situation anzunehmen“, sagt die 38-Jährige. Der Alltag mit Nina erfordert viel Kraft, vieles habe sich aber auch eingespielt. „Am Anfang ist es ein Berg, jetzt ist es Routine.“ Trotzdem ist kein Tag gleich. Am meisten leidet die 38-Jährige unter den Nächten: “Wenn ich nur zweimal aufstehen muss, sind es gute Nächte.“ Nina fordert die ganze Aufmerksamkeit ihrer Mutter, die aber auch für ihren Ältesten, den sechseinhalbjährigen Kai, da sein will. „Es ist schwierig für ihn, weil sich alles um Nina dreht.“ Die Tage sind ausgefüllt mit Therapiestunden und der Betreuung ihrer kleinen Tochter. Zudem stehen immer wieder Untersuchungen an: „Wir kämpfen uns von Klinik zu Klinik.“ Im August steht in Freiburg ein OP-Termin. Tanja und Michael Leopold haben gelernt, das Schicksal ihrer Tochter anzunehmen. „Ich habe im Kindergarten Kinder gesehen, denen es noch viel schlechter geht als Nina“, sagt Tanja Leopold. Ninas Lachen gibt den Eheleuten die Kraft, für ihre Tochter zu kämpfen und nicht aufzugeben.

Während Tanja Leopold die Öffentlichkeit scheut, hat ihr Ehemann mit der Gründung der Nina-Leopold-Stiftung, die auch anderen behinderten Kindern zugute kommt, den Schritt nach außen gemacht. Die Vorbereitungen für das Benefizkonzert am 25. November, das der Zollern-Alb-Kurier präsentiert, sind im vollen Gange. „Die Internetseite der Stiftung ist online. Dieser Tage habe ich einen Anruf von einem Pizzabäcker aus Wittersbach erhalten, der am Konzerttag umsonst Dinnende backen will“, erzählt Michael Leopold, der über weitere Stiftungsideen nachdenkt.

Quelle: Zollern-Alb-Kurier, 19.05.2012, geschrieben von Rosalinde Conzelmann

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